Rock The Square vorm Hard Rock Cafe, Hamburg

Das letzte Open-Air-Konzert des Jahres sollte ein rein deutsches Mini-Festival anlässlich des dritten Geburtstags des Hard Rock Cafe werden. Genauer gesagt standen sogar ausschließlich (Wahl-)Hamburger Acts auf der Bühne.


Den Anfang macht das Duo Dreiklangzelt mit einem kleinen akustischen Set. Trotz dieser Tatsache und der Ankündigung, dass die beiden doch eher nachdenkliche Songwriter seien, hatten die Songs allesamt einen ganz guten Grundbeat und auch die Texte, die mal vom „Reim dich oder ich fress dich“-Schema abwichen waren auch ok. Den beiden Stimmen konnte man zudem auch sehr gut lauschen, insbesondere dann wenn sie gleichzeitig unterschiedliche Parts sangen, hatte das eine sehr hohe Qualität. Nett und gut umgesetzt war zudem die Idee, in die Songs kleine Coverauszüge einzubauen. Schöner Auftakt also an diesem sonnigen Septembervormittag.


Der nächste Act waren die St. Pauli Rock’n’Roll Kids – wie der Name schon verrät eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Dass das von der Qualität nicht mit den anderen Bands des Tages zu vergleichen ist, ist nur logisch (Respekt gebührt den Jungs und Mädels aber allemal). Insbesondere die kindlichen Stimmen wirkten allerdings doch sehr wenig gesangstauglich. Wirklich rockig wurde es leider auch nicht. Erstaunlich reif waren dagegen die Texte, die sich unter anderem mit der Lage der Welt, den Schulhofproblemen und der Heimat St.Pauli befassten.


In der Folge hiess es dann die Landungsbrücken kurzzeitig zu verlassen, um nahe des Millerntorstadions die Jungs vom GHvC kicken zu sehen, zumindest für eine Halbzeit. Schöne Idee übrigens in Anlehnung an den Song des Jahres „Der Tag wird kommen“ diesmal gegen eine komplett homosexuelle Mannschaft anzutreten.
Auf dem Platz unter anderem dabei: Marcus Wiebusch, nahezu die komplette kettcar-Besetzung, Hubi Steiner aus der Thees Uhlmann-Band und der eventuell kommenden Pauli-Präsident. Zu sehen gab es neben Fußball auf HSV-Niveau dabei vor allem den ersten Einsatz vom Freistoßspray im Hamburger Raum (oder sogar in ganz Deutschland).


Die Begründung für nur eine Halbzeit lag am Line-Up an den Landungsbrücken begründet, denn den Auftritt des Geheimtipps der Stadt – kollektiv22 – wollte ich dann doch vollständig erleben. So ganz kann ich den (zumindest Hype) um diese Band jedoch nicht verstehen, was vor allem daran lag, dass es irgendwie so wirkte, als wüsse die Band selbst noch nicht, wo sie hin will: Musikstile (Songwriter, Pop/Rock, Rap) und Sprachen (Deutsch und Englisch) wurden wild durcheinander gemixt. Dadurch schafft man zwar was Besonderes, mir war es aber too much. Viel mehr sollten sich die Jungs einfach auf deutschsprachigen Rock konzentrieren, dort machen sie mir Abstand den besten Eindruck, vor allem mit den Gitarrensoli. Unbeliebt haben sie sich bei mir zudem durch einen doofen Spruch gegen Philipp Poisel gemacht.


Nach dem schwächeren Start in de 2.Teil von "Rock The Sqaure" ging die Kurve mit der Band Vierkanttretlager zum Glück wieder nach oben. Denn diese Band könnte man glatt unterschätzen, wenn man sie auf die bislang einzige bekanntere Nummer "Fotoalbum" reduziert, die ja fast an Seemannsmusik erinnert. Vielmehr überzeugen die Husumer - mit Ausnahme der Balladen - mit Songs, die extrem rockig sind und man nun auch versteht, wieso sie Madsen auf die Tour begleiten. Vor allem instrumental war das hohes Niveau, eine kleine Kritik gibt es aber auch: Denn die Texte - soweit man sie verstehen konnte (erst generell schlecht abgemischt, in den rockigen Phasen blieb der Gesang über das volle Konzert zu leise) - waren eher auf einem mittleren Qualitätslevel. Nichtsdestotrotz hat deren Auftritt durch das unerwartet Rockige durchaus überzeugt.


Den Abschluß des Tages sollte für mich das Konzert der Hamburger Legende Lotto King Karl (Glückwunsch an dieser Stelle noch zum 0:0 gegen die Seppel) werden. Und auch dieser Auftritt kann als überraschend bezeichnet werden, ging er doch ein klein wenig ins Jazzige (z.B. gab es auch gar kein Schlagzeug). Aber Lotto und seine Band überzeugten trotzdem mit sehr guten Gitarrenspiel und überaus coolen, witzigen Texten (alleine "Biersexuell" ist an Wortwitz kaum zu toppen gewesen). Das die Themen der Songs dabei relativ begrenzt waren (Alkohol, Fußball, Liebe, Hamburg), lasse ich in dem Fall mal kritiklos gelten, weil es einfach trotzdem echt verdammt gute Laune gemacht hat und ich Lotto und den drei Richtigen auch gerne noch länger zugehört hätte. .

Highlight natürlich "Hamburg, meine Perle" zum Abschluß, dass ich dann diesmal auch - anders als bei den beiden Stadienbesuchen - stolz mitgesungen habe


Nach Lotto habe ich dann die Heimreise angetreten, auch wenn mit "Rakede" und "Le Fly" zwei noch durchaus interessante Bands auf dem Programm standen. Nach gut 10 Stunden auf den Beinen war die Lust auf Live-Musik jedoch irgendwie auf Null angekommen.