spaceman spiff auf der Dachterrasse des Uebel & Gefährlich, Hamburg

Kulturschock pur hieß es am Dienstag Abend quasi nach dem prallgefüllten Fest mit jeweils gut 45.000 Besuchern auf dem Hügel kam es auf der Dachterrasse des Uebel & Gefährlich mit über den Daumen gepeilt 80 anwesenden Zuhörern (aber ebenfalls ausverkauft) diesbezüglich jedenfalls zum anderen Extrem. Für mich übrigens eine doppelte Premiere: Endlich mal ein Konzert über den Dächern einer Stadt und das erste Mal, dass ich nachweislich als Allererster nen Ticket für die Show haben wollte, das Ticket mit der laufenden Nummer 1 kriegt nen Ehrenplatz und ich plane es auch noch unterschreiben zu lassen bei nächster Gelegenheit.

Während es in Karlsruhe rein von der Optik und der Stimmung beeindruckend war, konnte aber auch diese kleine, feine Location mehr als überzeugen. Schon der großartige Blick über die Stadt auf der einen Seite und den Blick von oben herab aufs Millerntorstadion zur anderen Seite waren eine gute Rendite für den vielen Treppenstufen, die man zu erklimmen hatte.

Und auch sonst war die Atmosphäre dort oben einfach nur genial … es hatte ein wenig was von einer Gartenparty mit musikalischem Rahmenprogramm und sentimentaler Scheiße (wunderschöner Sonnenuntergang).

 

Mit reichlich Verzögerung startete dann das Solo-Konzert mit einem Barfuß-Hannes und von der ersten Sekunde an war Gänsehaut angesagt … zum einen durch die extreme Nähe zum Künstler, zum anderen, weil die „Rohversionen“ der Lieder, also einfach nur Gitarre und Stimme, so wundervoll funktionieren. Geboten wurde ein großer Ritt durch alle 3 Alben, garniert zusätzlich noch mit einem Cover von Jan Böttcher und einer absoluten Weltpremiere mit „Sollbruchstellen“, einem Stück, dass es nicht aufs aktuelle Album geschafft hatte. Auch Titel, die ohne Bandbegleitung eigentlich kaum spielbar sind wie „Mind the Gap“ (im Übrigen mein Liebling auf dem Album) konnten gespielt werden dank des a-Capella-Gitarrernriffs des Publikums. Da ich spaceman spiff und seine Musik ja erst im vergangenen Jahr kennenlernte sollte, waren somit für mich sehr viele Livepremieren mit dabei, einige Titel davon hatte ich bislang nicht mal als Studioaufnahme mir angehört. Aber auch diese mir neuen Titel aus dem frühen Machwerk zeigten eindrucksvoll, wie toll man mit deutscher Sprache formulieren und Gefühle verpacken kann. Besonders hervorheben möchte ich im Vergleich zu manch anderem Blogeintrag ansonsten gar keinen speziellen Titel, weil es den nicht genannten Titel nicht gerecht werden würde. Trotzdem gab es natürlich Momente und Songs auf der Setlist, wo man noch mehr einfach nur genießen konnte und zudem verstehe ich jetzt auch noch den ein oder anderen Titel durch die ausführlichen Ansagen von Hannes noch besser von der Intention her als auch vom Songtext, denn selten war ein Künstler so dermaßen klar zu verstehen wie gestern.

 

Und ein Fakt hat mich dann noch echt begeistert: Das man in einem solchen Rahmen insgesamt 135 Minuten für die Leute musiziert, hätte ich niemals erwartet (war allenfalls von 75-90 Min.) ausgegangen und verbesserte sozusagen das Preis-Leistungs-Verhältnis nochmals erheblich. Aber auch mit 75 Minuten wäre man strahlend nach Hause gegangen, die Überlange war also nur das i-Tüpfelchen auf den perfekten, wundervollen Gitarrenabend mit einem sympathischen Typen, der für mich momentan definitiv zu den besten Textern dieses Landes gehört, zum besten Label des Landes gehört er sowieso auch.